Eine Übersicht der Maßnahmen
Warum ist das Projekt Hochwasserschutz Amberg wichtig?
Die Vils fließt von Norden nach Süden durch die Stadt Amberg. Bei einem hundertjährlichen Hochwasser (HQ 100: ca. 100 m³/s) wäre die Altstadt im bestehenden Zustand zu einem großen Teil überschwemmt. Ziel des Vorhabens ist der Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser. Dafür werden sowohl innerörtliche Maßnahmen, als auch Maßnahmen im Norden von Amberg geplant. Werfen Sie einen Blick auf die Karte und erhalten einen Überblick der geplanten Maßnahmen.
Die unten gezeigte Darstellung symbolisiert den Standort der Maßnahme. Fahren Sie mit der Maus über die jeweiligen Elemente, zoomen nach Belieben oder klicken Sie auf die Markierungen. Die Karte zeigt nicht die exakten Bemaßungen, sondern dient lediglich als Übersicht und zur groben Visualisierung.
Das Ergebnis der Vorplanung verdeutlichte, dass ausschließlich Maßnahmen in der Altstadt nicht ausreichen, um sie vor einem Hochwasser zu schützen.
Nördlich von Amberg (bei Neumühle) bietet sich ein Rückhalt in der Fläche und eine Drosselung des Hochwasserabflusses von 100 m³/s auf 70 m³/s an. Geplant ist dafür ein Hochwasserrückhaltebecken mit Rückhaltedamm und einem Durchlassbauwerk. Seit Februar 2018 beschäftigen wir uns mit möglichen Varianten und kamen zu dem Ergebnis, dass dies die wirkungsvollste und verträglichste Lösung zum Schutz vor Hochwasser ist.
Für die Gemeinde Poppenricht erweitert sich das bereits vorhandene, natürliche Überschwemmungsgebiet durch das geplante Hochwasserrückhaltebecken, im Bereich der Ortslagen von Altmannshof und Speckshof nicht. Der Staubereich des Hochwasserrückhaltebeckens ist im Bereich von landwirtschaftlichen Flächen jedoch stellenweise größer als das natürliche Überschwemmungsgebiet.
Die Altstadt von Amberg kann nur mit einem Hochwasserrückhaltebecken effektiv geschützt werden, da der Hochwasserabfluss damit gedrosselt werden kann.
Der Hochwasserschutz in Amberg stellt uns Planer vor eine besondere Herausforderung, denn das Eine funktioniert ohne das Andere nicht. Nur ein Hochwasserrückhaltebecken im Norden – ohne Maßnahmen in der Altstadt – ist genauso unwirksam, wie nur die Maßnahmen in der Altstadt ohne ein Hochwasserrückhaltebecken.
Ein Zusammenspiel von beidem ist erforderlich, um eine Hochwasserkatastrophe für die Bewohner*innen in der Altstadt abzuwenden.
Das Zusammenwirken:
Nur Maßnahmen in der Altstadt
ohne Hochwasserrückhaltebecken
Die erforderliche Schutzhöhe für die Ufer in der Amberger Altstadt wäre bis zu 2,20 Meter. Dies ist aufgrund der Logistik und Dauer für den Aufbau mobiler Elemente, Denkmalschutz, Stadtbild, usw. nicht möglich.
Nur Hochwasserrückhaltebecken
ohne Maßnahmen in der Altstadt
Das erforderliche Stauvolumen würde über 8 Mio. m³ betragen und ein erheblich größeres Einstaugebiet sowie eine deutlich größere Einstauhöhe benötigen. Dies ist aufgrund massiver Drittbetroffenheiten (Gemeinde Poppenricht) nicht umsetzbar.
Zielführend ist nur eine kombinierte Lösung aus innerörtlichen Maßnahmen und einem Wasserrückhalt im Norden. Hochwasserschutz geht uns alle an und ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur zusammen gelöst werden kann.
Die Altstadt von Amberg kann nur in der Kombination von technischen Hochwasserschutzanlagen innerorts zusammen mit einem Hochwasserrückhaltebecken effektiv geschützt werden. Ohne das Hochwasserrückhaltebecken wäre ein HQ100-Schutz für Amberg nicht umsetzbar. Die folgenden Skizzen verdeutlichen die Wirkungsweise der Hochwasserschutzmaßnahmen:
Überschwemmungsgebiet vorher
(ohne Hochwasserrückhaltebecken, ohne innerörtliche Maßnahmen)
Überschwemmungsgebiet nachher
(mit Hochwasserrückhaltebecken, mit innerörtlichen Maßnahmen)
Hochwasser in Amberg
Welche historischen Ereignisse gab es?
In Amberg gab es bereits mehrere historische Hochwasser-Ereignisse wie auf den unten gezeigten Bildern zu sehen. Innerhalb weniger Stunden trat die Vils über die Ufer und sorgte für eine Überflutung der landwirtschaftlichen Flächen und der Altstadt. Grund für die extrem hohen Pegelstände waren anhaltende Niederschläge, die die Vils kaum bewältigen konnte.
Ein großes Hochwasser-Ereignis – das Jahrhunderthochwasser in Amberg – trat im Jahr 1909 auf. Wie der Name bereits sagt, kommt dieses Hochwasser statistisch gesehen, alle einhundert Jahre vor.
Experten sprechen daher von einem hundertjährlichen Hochwasser. Der weitläufige Marktplatz in Amberg war nur mit Booten zu überqueren und unter der Krambrücke brodelte die Vils, die zu einem gewaltigen Fluss anstieg.
Um in Zukunft die Altstadt effektiv vor einer solchen Katastrophe zu schützen, berücksichtigen unsere heutigen Planungen ebenfalls hundertjährliche Hochwasser-Ereignisse. Das bedeutet, dass das Hochwasser im Jahre 1909 vergleichbarer Ausgangspunkt unserer aktuellen Planungen ist.
Die Natur hat bereits gezeigt, welch verheerende Schäden ein Hochwasser in Amberg und insbesondere in der Altstadt anrichten kann.
Doch nicht nur extreme Hochwasser die alle einhundert Jahre vorkommen, haben eine gewaltige Zerstörungskraft, sondern bereits 25-jährliche Hochwasser sind gefährlich. Auch bei kleinen Hochwassern kann ein beträchtlicher Teil der Altstadt unter Wasser stehen.
Im Jahre 1970 wurde die Stadt Amberg durch ein 50-jährliches Hochwasser und in der jüngeren Vergangenheit, im Jahre 2013, durch ein etwa 10-jährliches Hochwasser, überflutet. Die Auswirkungen und Schäden sowohl für die teils denkmalgeschützte und historische Altstadt als auch für die Anwohner*innen waren bei diesen Überflutungen ebenfalls enorm.
Aktuelle Hochwasserwarnungen erhalten Sie beim Hochwassernachrichtendienst Bayern.
Auf der Webseite des Gewässerkundlichen Dienst Bayern erhalten Sie alle historischen Messdaten der Vils in Amberg. Hier ein kleiner Einblick in die höchsten aufgezeichneten Wasserstände der Vils in Amberg (seit 1969):
- 331 cm am 23.02.1970 (Abfluss: 80,5 m³/s)
- 294 cm am 26.01.1995 (Abfluss: 63,9 m³/s)
- 272 cm am 03.01.2003 (Abfluss: 61,9 m³/s)
- 269 cm am 21.12.1993 (Abfluss: 60,9 m³/s)
- 248 cm am 27.03.1988 (Abfluss: 50,7 m³/s)
Besonders wissenswert:
Hochwasser ist und bleibt eine Naturgefahr bei der keine Vorhersage (wann ist mit wie vielen Wassermassen zu rechnen) getroffen werden kann.
Was wir jedoch auf Basis der aktuellen Planungen mit Bestimmtheit sagen können: mit den geplanten Maßnahmen und einem Hochwasserrückhaltebecken wäre die Altstadt von Amberg bei allen vorgenannten Hochwassern trocken geblieben. Das Hochwasserrückhaltebecken wäre dabei nur einmal in Betrieb gegangen (1970).